Jetzt steht es fest: Das Ziel der Bundesregierung, 400.000 Wohnungen im Jahr entstehen zu lassen, ist 2024 weiter verfehlt worden denn je. Die Jahresbilanz zu den Baugenehmigungszahlen zeigt einen neuen Tiefststand. Ohne privatwirtschaftliche Initiative würde gar nicht mehr gebaut: Die Baugenehmigungen, die es noch gab, gingen fast alle an Privatpersonen und Unternehmen.
Wiesbaden. Die Bauämter in Deutschland haben im Jahr 2024 so wenige neue Wohnungen genehmigt wie seit dem 2010 nicht mehr. Nur noch 215.900 Wohneinheiten bekamen eine Baugenehmigung. Das bedeutet einen Rückgang um 16,8 Prozent gegenüber dem bereits sehr schwachen Vorjahreswert und markiert zugleich das dritte Jahr in Folge mit sinkenden Baugenehmigungszahlen im Wohnungsbau. Das geht aus der Jahresbilanz des Statistischen Bundesamtes zu den Baugenehmigungen hervor, die jetzt veröffentlicht wurde.
Immerhin ist festzustellen, dass der Absturz der Genehmigungszahlen sich 2024 etwas verlangsamt hat: Der Rückgang von 16,8 Prozent war deutlich kleiner als das Minus von 26,6 Prozent im Jahr 2023. Dabei ist vor allem das zweite Halbjahr 2024 besser gelaufen: Während im ersten Halbjahr noch ein Minus von 21,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum beobachtet wurde, waren es im zweiten Halbjahr nur noch -12,5 Prozent. Die Talsohle scheint demnach noch nicht erreicht, aber langsam näher zu kommen.
Einfamilienhaus besonders wenig gefragt
Mit 66,4 Prozent entfielen ziemlich genau zwei Drittel der 2024 erteilten Baugenehmigungen für Neubauten auf Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. Insgesamt 114.200 solcher Wohneinheiten bekamen 2024 bundesweit eine Baugenehmigung, was einem Rückgang um 19,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert bedeutet. Noch etwas stärker sanken die Genehmigungszahlen allerding beim Einfamilienhaus: Hier war ein Minus von 20,3 Prozent festzustellen, nur noch 37.900 Einheiten bekamen eine Genehmigung.
Lediglich beim Zweifamilienhaus war der Abwärtstrend deutlich kleiner, das Minus belief sich auf 11,3 Prozent. Allerdings sind Zweifamilienhäuser mit insgesamt 12.700 Wohneinheiten (also 6.350 Häusern) die seltenste Gebäudeart. Ein- und Zweifamilienhäuser zusammen kommen auf einen Anteil von 29,4 Prozent am gesamten Genehmigungsvolumen. Im Januar 2024 sanken ihre Genehmigungszahlen auf 3.900 und damit den kleinsten Wert seit Beginn der Statistik im Jahr 1995.
Privatleute sind Motor des Neubaus
Die Zahlen wiederlegen außerdem die Mär, nicht profitorientierte Investoren wie etwa Kommunen oder Genossenschaften könnten für mehr Neubau sorgen. Das Gegenteil war der Fall: 2024 gingen 93 Prozent der Baugenehmigungen an Privatpersonen und Unternehmen. Der noch verbliebene Wohnungsneubau wird also fast allein von privatwirtschaftlicher Initiative getragen. Eindrücklich sind auch hier die Details: Bei den Unternehmen sank die Zahl der Baugenehmigungen 2024 um 21,6 Prozent.
Die Privatpersonen kamen dagegen nur auf ein Minus von 15,6 Prozent. Zum Vergleich: Die Zahl der Baugenehmigungen für die öffentliche Hand ging um 19,8 Prozent zurück. „Die Zahlen machen deutlich, dass Privatleute der Neubau-Motor im Wohnungsbau sind“, betont Erik Uwe Amaya, Verbandsdirektor von Haus & Grund Rheinland Westfalen. „Politische Bestrebungen, öffentliche und genossenschaftliche Investoren bei der Vergabe von Baugrundstücken zu privilegieren, müssen daher unbedingt unterlassen werden. Das wäre eine Bauverhinderungspolitik.“
Die Baugenehmigungszahlen sind ein wichtiger Frühindikator für die künftige Neubautätigkeit. Allerdings ist dabei der sogenannte Bauüberhang zu bedenken: Nicht jede genehmigte Wohnung wird auch wirklich zeitnah gebaut. Wie sich die Fertigstellungszahlen im Wohnungsbau im letzten Jahr entwickelt haben, wird das Statistische Bundesamt wie immer erst Ende Mai veröffentlichen. Dann wird deutlich werden, wie groß der Bauüberhang, also die Zahl genehmigter, aber noch nicht fertiggestellter Wohnungen, 2024 ausgefallen ist.
Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.
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