„Heizen wird diesen Winter günstiger“ – so titelte gestern (16.09.2024) die ARD auf tagesschau.de – andere Medien stießen ins gleiche Horn. Doch diese Berichterstattung ist irreführend. Wer aufgrund solcher Schlagzeilen aufhört, sparsam zu heizen oder seinen Tarif zu hinterfragen, kann in der kommenden Heizperiode auch teurer wegkommen, als im letzten Jahr. Wir ordnen die Fakten ein.
Düsseldorf. Die Preise für Erdgas und Heizöl zeigen vor dem Anbruch der kommenden Heizperiode eine rückläufige Entwicklung. Der bundesweite Durchschnittspreis für Erdgas liegt aktuell bei 11,41 Cent pro Kilowattstunde. Das sind 6 Prozent weniger als im Vorjahresmonat und 47 Prozent weniger als in der Energiekrise 2022. Heizöl kostet im bundesweiten Durchschnitt aktuell rund 92 Euro pro Hektoliter, was einen Rückgang von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet.
Diese Zahlen hat das Vergleichsportal Verivox jetzt vermeldet. Zahlreiche Medien, unter anderem auch die ARD-Tagesschau, verbreiteten daraufhin die irreführende Nachricht, das Heizen werde im bevorstehenden Winter preiswerter. Doch die im Bundesdurchschnitt gegenüber dem Vorjahr gesunkenen Preise für Erdgas und Heizöl haben zunächst keine unmittelbare Auswirkung auf die Heizkosten, welche für Mieter und selbstnutzende Eigentümer in Deutschland im kommenden Winter entstehen.
Krisenbewusstsein weg – Heizenergieverbrauch rauf
Ob die Heizkosten der Heizperiode 2024/2025 am Ende tatsächlich niedriger ausfallen als in der vorherigen Heizsaison, hängt zunächst vom Wetter ab. Falls der kommende Winter nicht so mild ausfällt, wie der letztjährige, wird der Verbrauch von Heizenergie steigen. Das kann trotz günstigerer Brennstoffpreise zu höheren Heizkosten führen. Hinzu kommt auch das Heizverhalten der Menschen, welches sich mehr am Komfort (höhere Zimmertemperatur) oder mehr am Kostenbewusstsein (niedrigere Zimmertemperatur) orientieren kann.
Welche Rolle das Kostenbewusstsein spielt, zeigen Zahlen des großen Ablesedienstleisters Ista, der die Ableseergebnisse von rund 800.000 Haushalten auswertet. Nach dem in der Krisen-Heizsaison 2022-2023 in Deutschland zumeist sparsamer geheizt wurde, ist der Heizenergieverbrauch in der Heizperiode 2023-2024 zwar um weitere 4 Prozent gesunken. Allerdings lag der Heizbedarf um 13 Prozent niedriger, weil das Wetter deutlich wärmer war. Witterungsbereinigt wurde 5 Prozent mehr geheizt als im Vorjahr.
Eigene Einkaufskosten prüfen, Vergleichsportale mit Vorsicht genießen
Selbst wer in der kommenden Heizperiode sehr sparsam heizt, ist jedoch nicht vor hohen Heizkosten geschützt. Denn zum Jahreswechsel steigt die CO2-Abgabe von 45 auf 55 Euro für jede ausgestoßene Tonne CO2. Die zweite Hälfte der kommenden Heizungssaison kann auch dadurch teurer ausfallen als im Vorjahr. Außerdem nützen im bundesweiten Durchschnitt gesunkene Gas- und Ölpreise den Verbrauchern wenig, wenn sie die Angebote verschiedener Anbieter nicht vergleichen oder ggf. in einem teuren alten Gas-Tarif bleiben.
Aktuell könnte es sich beispielsweise lohnen, den eigenen Tarif zu prüfen und eventuell ein günstiges Neukundenangebot eines anderen Anbieters wahrzunehmen, um von dem allgemein niedrigeren Preisniveau auch tatsächlich profitieren zu können. Das ist natürlich auch der Grund, warum das Vergleichsportal Verivox mit einer Pressemitteilung über die Preisentwicklung informiert, schließlich verdient man Geld daran, dass Menschen ihren Gasanbieter wechseln.
Gleichwohl gibt es verschiedene Vergleichsportale. Zumeist arbeiten sie auf Provisionsbasis und sind damit nicht wirklich so unabhängig, wie es scheinen mag. Wer die Portale nutzt, sollte die gefundenen günstigen Angebote also auch direkt mit den Informationen des jeweiligen Anbieters vergleichen. Sonst ist man trotz Preisvergleich unter Umständen gar nicht so preisgünstig unterwegs, wie man glaubt. Für Heizölkunden gilt: Wer Heizöl braucht, sollte eher in diesem Jahr noch kaufen, bevor der CO2-Preis steigt.
Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.
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